Sich auf die Bedeutung der Bilder besinnen
Die Journalistin Dinah Schmidt hat für die Zeitung für Innungen und Kreishandwerkerschaft Nr. 91 diesen tollen Artikel geschrieben.
KOBLENZ/ MITTELRHEIN. Warmes Licht in kaltem Gemäuer, Schneelandschaften oder Vorfreude, die sich in den Augen spiegelt: Weihnachten ist Bilderzeit. "Für alle, die sich rund ums Fest etwas Besonderes gönnen möchten oder ein individuelles Geschenk suchen, kann sich der Gang zum Profi-Fotografen lohnen. Denn er weiß um die Macht der Bilder und kennt die Möglichkeiten, das für den Kunden Wesentliche einzufangen", sagt Michael Jordan, Obermeister der Fotografeninnung Mittelrhein.
Fotografieren hat etwas mit Festhalten zu tun. Mit Archivieren. Denn panta rhei, alles fließt. Das wussten schon die alten Griechen. Ein Bild kann hier etwas ganz Besonderes leisten, ist Michael Jordan überzeugt: Es hält die Zeit an. Ein Moment wird herausgefischt und in einen Rahmen gefasst. Jetzt zeigt sich die Qualität. Ist es nur noch einen flüchtigen Blick wert, weil es nicht gelungen ist, Wesentliches einzufangen oder setzt es sich fest?
Je nach Intention kann ein treffendes Bild unterschiedlichste Gedanken und Emotionen wecken, zum Beispiel ins Schatzkästchen der Familienerinnerungen wandern und ein positives Selbstbild prägen. Oder es "öffnet die Augen" und hallt noch lange als bewegender Aufruf in der Seele des Betrachters nach.
"Dieses Wissen um die große Bedeutung von Bildern geht heute leider gern mal unter", bedauert Michael Jordan. Denn noch nie gab es dank Smartphone und Co. eine solche Fotoflut. Dabei sei es ähnlich wie bei einem Restaurantbesuch: "Natürlich kann ich die Fast-Food-Kette wählen, das kann lecker sein und man wird satt. Und oft reicht das auch aus. Aber für besondere Momente mit hohem Erinnerungswert ist das Essen vom Sternekoch eben doch der Genuss der Wahl."
Was ist überhaupt festhaltenswert? Hier sollte das Gespräch mit dem Profi helfen. Er kann raten, wie sich die Idee eines Bildes unterstützen lässt, auswählen, akzentuieren, fokussieren und Aspekte wie Perspektive, Belichtung sowie Bildkomposition stimmig zusammenführen.
"Es müssen ja alle Eindrücke auf den visuellen Kanal reduziert werden", erklärt Jordan stellvertretend für die Meister seiner Zunft. "Die verschiedenen Sinnesreize sollen aber trotzdem noch rübergebracht werden und quasi beim Anblick des Bildes wieder explodieren."
Hier einen Eyecatcher zu schaffen, werde angesichts der heutigen Fotofülle schwieriger. Die Lösung könne aber nicht das immer Extremere, immer Ausgefallenere sein. "Durch mehr und mehr Gewürze bekomme ich kein besseres Gericht", so Jordan. Beim Foto sei das ähnlich. "Wir möchten Qualität. Egal, um welches Thema es geht: Der Kunde soll sich letzten Endes nur eines wünschen – beim Betrachten des festgehaltenen Augenblicks verweilen zu wollen."
19.11.2015